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Autor(en):     
 
Fuchs, Helmut V.
 
Titel:     
 

 
Kurzfassung:     
 
Bis 1962 waren die namhaften Akustiker übereinstimmend der Meinung, man müsse die tiefen Frequenzen im Nachhall eines Raumes nach Möglichkeit schwächen. Danach machte sich leider eine Lehrmeinung breit, wonach eine Anhebung des Bassbereichs der Musik Fülle und Wärme, dem Hörer wohltuende Umhüllung geben könne. Diese Vorstellung dominiert bis heute selbst in Normen, auch nachdem der tonangebende Befürworter L. L. Beranek eines Bassverhältnisses BR > 1 als Kriterium für gute Raumakustik diese These 2004 selbst in seinem Standardwerk zur Raumakustik verworfen hat. Inzwischen konnte aber in zahlreichen Sanierungen und Neubauten, ebenso subjektiv, verlässlich demonstriert werden, dass BR ≤ 1 eine wichtige Zielsetzung für die wünschenswerte Klarheit von Musik und Verständlichkeit von Sprache ist. Die objektive Begründung für unerwünschten tieffrequenten “Mulm” findet man bei größeren Räumen in destruktiven Interferenzen zwischen dem Direktschall der Quellen und frühen Reflexionen von Decke und Wänden. Letztere sollten daher die Tiefen möglichst stark schlucken. Wie weit dies gelungen ist, kann eine Nachhallzeit im unbesetzten Saal ohne stark gepolstertes Gestühl, also ohne Berücksichtigung von dessen bei mittleren Frequenzen stets dominierender, aber für die Hörsamkeit irrelevanter Absorption, zeigen. Tatsächlich weisen berühmte Konzertsäle wie der Musikvereinssaal in Wien (von 1877), das Concertgebouw in Amsterdam (von 1888), die Symphony Hall in Boston (von 1900) und die Berliner Philharmonie (von 1963), aber auch zahlreiche andere Räumlichkeiten mit anerkannt guter Akustik ein Bassverhältnis BR ≤ 1 auf. Jüngstes prominentes Beispiel dafür scheint die von Musikern wie von bewusst Hörenden gleichermaßen gepriesene Elbphilharmonie in Hamburg (von 2017) zu sein.

On the bass ratio in five acoustically outstanding concert halls.
Until 1962 all renowned acousticians agreed that one should damp the low frequencies in the reverberation of a room as much as possible. From then on a doctrine was unfortunately spread out that a rise of the bass regime could give music and speech more fullness and warmth and the listener a comfortable envelopment. This imagination still dominates, even in standards, although the leading initiator and supporter of a bass ratio BR > 1 as a quality criterion for acoustics has discarded his own dogma in his book of 2004. In the meantime numerous buildings and reconstructions showed equally subjective evidence that BR ≤ 1 represents an important goal for the desired clarity of music and intelligibility of speech. The objective reason for otherwise unwanted inevitable low-frequency hum may be found in destructive interference effects of the direct sound of a source with early reflections from the ceiling and walls. The latter should therefore absorb the bass. How well this is achieved may be deduced from the reverberation time in the unoccupied room without heavily upholstered seats, i.e. measured without their absorption always dominating at the irrelevant mid frequencies. In fact, most famous concert halls like Musikvereinssaal in Vienna (of 1877), Concertgebouw in Amsterdam (of 1888), Symphony Hall in Boston (of 1900) und Berliner Philharmonie (of 1963), as well as several other venues with excellent acoustics exhibit a bass ratio BR ≤ 1. The Elbphilharmonie in Hamburg (of 2017) may serve as another example which is highly esteemed by musicians as well as by conscious listeners.
 
Erschienen in:     Bauphysik 40 (2018), Heft 2
 
Seite/n:     74-85
 
Sprache der Veröffentlichung:     Deutsch



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