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Schlingrippen spätgotischer Gewölbe sind zweifach gekrümmte Rippenwerke, d. h. sowohl im Grundriss folgen die Rippen einer kreisförmigen Krümmung als auch im Aufriss bei der Bogenaustragung. Daher unterscheiden sie sich von dem Verlauf einer zylindrischen Spirale bzw. einer Schraubenlinie in der Höhenentwicklung, wo die Spirale in der abgewickelten Darstellung eine lineare mathematische Funktion darstellt, der Schlingrippenverlauf hingegen zeigt auch in der abgewickelten Bogenaustragung eine bogenförmige, d. h. mathematisch degressive Funktion. Direkt über diese Rippenwerke als räumliche Formvorgabe und bautemporäre Lastabtragung wurde die eigentliche Mauerwerkswölbung ausgeführt. Diese in der Zeit von Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts vor allem im sächsisch-böhmischen und bayrisch-österreichischen Raum anzutreffende Wölbtechnologie ist historisch aus nur zwei Ebenen heraus hergeleitet worden und kann daher mit unserem heutigen dreidimensionalen Verständnis - einen Körper zu definieren - kaum erklärt werden. Die Herleitung von Körpern und Raummodellen aus nur zwei Ebenen heraus ist u. a. von Albrecht Dürer mit seiner “Unterweysung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit“, Nürnberg 1525, sowie Charles de Bouelles mit der “Geometrie practique“, Paris 1555, umfassend dargelegt und überliefert worden. So ist es auch heute möglich, diese Art der mathematisch geometrischen Herleitung bei der handwerklichen Ausführung von Schlingrippengewölben nachzuvollziehen und im Bereich von historischen Rekonstruktionen auch nachzuahmen.

Winding ribs of the vault of the “Erasmuskapelle” (Erasmus Chapel) in the “Berliner Schloss” (Berlin Castle) - concept for a possible reconstruction.
The winding ribs of vaults from the late Gothic period are double curved ribs, i.e. they follow a circular curvature in the ground plan as well as in the elevation of the arch design. Therefore, they differ from the curve of a cylindrical spiral, or helix, in their height development, where the uncoiled representation of the spiral depicts a linear mathematical function, whilst the twined rib progression also displays an arch-shaped i.e. mathematically degressive function in the uncoiled arch design. The actual vault masonry was carried out directly on top of these ribs, as a spatial mould and temporary construction load transfer. This vault construction technique, which is found especially in Saxon-Bohemian and Bavarian-Austrian areas in the period from the mid-15th century to the second half of the 16th century, is historically derived from only 2 planes and can therefore hardly be explained with our modern-day three dimensional understanding body definition. The derivation of bodies and spatial models from only two planes is comprehensively explained by Albrecht Dürer in his “Unterweysung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit” (Instruction on measurement with compass and ruler), Nurnberg 1525, and by Charles de Bouelles in his “Geometrie Practique” (Practical geometry), Paris 1555, and this knowledge was handed down, thus making it possible today to understand this kind of mathematical geometrical derivation for the workmanship of twined rib vaults, and also to be able to emulate these in the field of historical reconstructions.
 
Erschienen in:     Mauerwerk 16 (2012), Heft 6
 
Seite/n:     270-278
 
Sprache der Veröffentlichung:     Deutsch



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