Das Corbusierhaus - Entdeckungen am Tag des offenen Denkmals
Ein Beispiel für eine völlig neue Formensprache in der Architektur ist das Corbusierhaus in Berlin – das am 10./11. September seine Türen öffnet. Eine „vertikale Stadt im Grünen“ sollte der Beitrag zur Interbau 1957 werden: Wohnen, Einkaufen, Arztbesuche, Postversand – all dies sollte unter einem Dach möglich sein. 130 m lange Korridore, „Innenstraßen“ genannt, durchziehen den Komplex, das Baumaterial – ob Glas, Stahl oder Beton – wird zur Schau gestellt. Ein Stahlgerippe trägt die Deckplatten und Treppen aus Stahlbeton; die Wände übernehmen nur noch eine abgrenzende Funktion. Das auf Stelzen stehende 135 m lange und 17 Stockwerke hohe Hochhaus mit 530 Wohnungen ist ein Sinnbild der Industrialisierung und der durch sie veränderten Lebenswirklichkeit.
Vier weitere solcher „Unités d`habitations“ (Wohneinheiten oder auch Wohnmaschinen), schuf Corbusier insgesamt. Die Berliner Ausführung wurde allerdings zum ungeliebten Kind Corbusiers: Sein strenges Proportionssystem konnte er aufgrund der Berliner Bauordnung nicht durchsetzen. Als „Gestell für Flaschen“ bezeichnete er das Haus später. Dennoch: In Konzeption, Gestaltung und dem neuartigen Umgang mit Beton als Gestaltungselement war es seiner Zeit voraus und prägte die Arbeiten nachfolgender Architekturgenerationen.