Beton- und Stahlbetonbau 02/16
Anmerkungen zur Nachrechnung von Brücken
Der nicht zufriedenstellende Zustand vieler Brücken ist in der Fachwelt seit langem bekannt. Nicht nur die häufig genannten Spannbetonbrücken, sondern auch Stahlbeton- und Stahlbrücken, insbesondere Bauwerke aus den 1950er und 1960er-Jahren weisen zum Teil erhebliche Schäden auf. Die Ursachen hierfür werden seit mehr als 30 Jahren intensiv wissenschaftlich erforscht und sind weitgehend bekannt. Defizite bei den Baustoffen, Berechnungsmethoden und Konstruktionsformen, aber auch Mängel in der Bauausführung, massiver Einsatz von Tausalz bei Straßenbrücken und mangelnde Wartung sind hier zu nennen. [...] Um Bestandsbauwerke qualifiziert beurteilen zu können, wurden hierfür geeignete Methoden und Regelwerke entwickelt. Mit der im Auftrag des BMVI entwickelten Nachrechnungsrichtlinie für Straßenbrücken wurde ein Standard geschaffen, um möglichst einheitliche Vorgehensweisen bei der Nachrechnung bestehender Brücken sicherzustellen. [...] Ein Allheilmittel zum „Gesundrechnen“ nicht ausreichend tragfähiger Brücken sind derartige Berechnungsverfahren nicht, wohl aber ein Instrument, mit dem ausreichend tragfähige Bauwerke weiter genutzt und Ressourcen geschont werden können.
Lesen Sie hier das Editorial dieser Ausgabe von Prof. Dr.-Ing. Manfred Keuser
Zum Titelbild: Die etwas mehr als 600 m lange Brücke über die Isar ist das zentrale Element der Ortsumgehung im niederbayerischen Plattling, deren Baubeginn 2016 vorgesehen ist. Der Kreuzungswinkel, die hochwassergefährdete Flussaue sowie die Montage des Flussfelds bedeuteten besondere Herausforderungen für die Planer. Da die Brücke in einem Umweltschutzgebiet errichtet wird, stand zudem die Einbindung der Konstruktion ins Landschaftsbild im Vordergrund. Gelöst wird die Aufgabe durch eine insgesamt 145 m lange, stützenfreie Flussquerung, deren schlanker Überbau von zwei bodengestützen Stabbögen getragen wird. Das Stromfeld wird im Freivorbau mit Hilfspylon und die Überbauten im Vorland durch Hubmontage hergestellt.
(Visualisierung: Ingenieurbüro Grassl GmbH, München)
Inhaltsübersicht:
- Einheitliches Querkraftmodell für Bestandsbrücken
- Vorbemessung der Querkrafttragfähigkeit älterer Spannbetonbrücken
- Verformungsberechnung der Lahntalbrücke Limburg
- Beanspruchung von Brückenkappen durch Anprall
- Geschichte des Dreigelenkbogens im Massivbrückenbau
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Lesetipp:
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